The stinking and the perfumed elephant (Ein Reisebericht)

Robert Kraiss / Avatar Magazin Köln / ISBN 978-3-00-034759-7

Mit THE STINKING AND THE PERFUMED ELEPHANT veröffentlicht der Kölner Künstler Robert Kraiss seine erste Prosa, verfasst während seines dreimonatigen Aufenthaltes in Istanbul, im Rahmen des Atelier Galata-Stipendiums der Stadt Köln. Robert Kraiss, geboren 1972, ist in erster Linie bildender Künstler - nicht Schriftsteller; und schon der bewusste Einsatz naiver Alltagssprache, gerne auch im Telegramm-Stil, zeigt deutlich, dass ihm nicht daran gelegen ist, einen klassischen Reisebericht vorzulegen. Die Eindrücke und Erlebnisse, obwohl verfasst in Tagebuchform, vermitteln sich mit klarer Distanz zu Ort und Geschehen. Er beschreibt seine Assimilationsstrategien anhand von Alltagsritualen, wie beispielsweise der MORGENROUTINE: LESEN UND SCHREIBEN. KAFFEE. PAPIER SCHWÄRZEN. SONNE. Detaillierte Schilderungen zu sich genommener Lebensmittel erinnern mitunter an die ganz eigene Qualität und Monotonie des achtstündigen Films EMPIRE STATE BUILDING. Dazu: Mantra, Sufi, Gebetsmühle, Road-Trip. ICH GEHE GERNE. ICH SITZE UNGERNE, erklärt er in einem der wenigen Gedichte, die sich hier und da in einer Lawine aus Eindrücken und Schilderungen finden, die Satzzeichen buchstäblich überrollt: ERST SINGENDE FUSSBALLFANS, DANN DIE MÜLLABFUHR. DANN IST RUHE. DENKE AN CHINESISCHE WASSERFOLTER UND SCHLAFE EIN, BIS MICH AM NÄCHSTEN MORGEN DER MUEZZIN AUS ZEHN METER ENTFERNUNG ANSINGT, UM 5:30 H? ICH BIN DONALD DUCK. Robert Kraiss erlebt Istanbul nicht unvorbereitet. Sowohl in seinen Zeichnungen wie auch in den Musikperformances von DIE BÄUME finden sich immer wieder Zitate und Versatzstücke von Ethno, Schamanismus und orientalischer Mystik. Trotz der behaupteten Distanz ereignet sich vor Ort eben doch eine erstaunliche Metamorphose: ALS DER VATER MERKT, DASS ICH KEIN TÜRKE AUS KÖLN BIN, IST ES IHM UNANGENEHM UND ER ENTSCHULDIGT SICH. Das Buch ist weniger ein Mittel zur Selbstdarstellung, als vielmehr ein Plädoyer für den Typus des universell interessierten und agierenden Künstlers. Darin führt Kraiss seine Haltung als Künstler und sein Konzept genreübergreifender künstlerischer Praxis vor, die des Erlebens, permanenten Austauschs, vergleichender Praxis und theoretischer Auseinandersetzung bedarf.

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